Mehr Lebensqualität durch Stadtgrün: Anwohner bepflanzen ihre Straße
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Selbst in eng besiedelten Städten gibt es Möglichkeiten zur Begrünung. Wie man aus einem winzigen Stück Erde eine grüne Oase machen kann, zeigt das Beispiel einer Initiative in Düsseldorf.
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Beim Bepflanzen des Grünstreifens packen alle Anwohner:innen mit an.
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Der Stadtteil Friedrichstadt in Düsseldorf in der Nähe des Hauptbahnhofs ist einer der am dichtesten besiedelte Stadtteile Deutschlands. Auf einer Fläche von einem Quadratkilometer leben dort knapp 20.000 Menschen. Hier wohnen alteingesessene Düsseldorfer:innen neben der ersten Generation der Gastarbeiterfamilien, hier zieht es junge Familien, Kreative und Stadtmenschen hin. Hochwertige Grünflächen sind in dem Stadtteil rar.
Verwaiste Grünflächen aufwerten
Das Wenige, was vorhanden ist, soll zumindest schön werden, so dachten sich die Anwohner:innen einer kurzen Straße mit Kopfsteinpflaster und vielen Häusern aus der Gründerzeit. In der Straße gibt es vier große Baumscheiben von jeweils etwa acht Quadratmetern Größe. Bis dato waren diese vernachlässigt und als Parkplatz, Müllablage oder Hundeklo genutzt worden. Die Bewohner:innen sahen darin jedoch Potenzial für mehr Grün in der Stadt, suchten sich professionelle Unterstützung durch einen lokalen Verein und initiierten eine Pflanzaktion.
So trist sah einer der Grünstreifen vor der Bepflanzung aus.
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In der kleinen Straße in Düsseldorf gibt es vier solcher Grünflächen. Vor der Bepflanzung waren sie verwahrlost.
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Die Pflanzen wurden so ausgewählt, dass kontinuierlich etwas blüht. Hier im Spätsommer sind es die Astern und der Knöterich.
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Dieses Beet nennen die Anwohner:innen "das Sonnenbeet". Weil es von allen vier Beeten die meiste Sonne abbekommt.
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Im Herbst pflanzten die Anwohner ca. 1500 Blumenzwiebeln, die im Frühjahr wunderschön blühten und für viel Gesprächsstoff in der Straße sorgten.
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Im "Sonnenbeet" fühlt der Sonnenhut sich besonders wohl.
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Verschiedene Tulpen blühten im Frühjahr in den Beeten.
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Wer den Wert der neuen Pflanzen noch nicht sieht, wird freundlich gebeten Rücksicht zu nehmen.
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Lokale Profis unterstützen die Anwohner
Mit Hilfe des Düsseldorfer Vereins Platzgrün organisierten sie im März 2021 die ersten Treffen mit weiteren Anwohner:innen der Straße und begannen mit konkreten Planungen für die Bepflanzung. Der Verein Platzgrün organisierte die Genehmigungen beim Gartenamt der Stadt, entwickelte Pläne für die Flächen und kaufte die Pflanzen bei einer Fachgärtnerei. Wichtig bei deren Auswahl war vor allem die Sonneneinstrahlung am jeweiligen Standort. Denn das Gedeihen einer Pflanze steht und fällt mit dem Licht. Ein weiteres wichtiges Kriterium: Die Gewächse sollten pflegeleicht, mehrjährig und insektenfreundlich sein.
Gemeinsam umgraben und pflanzen
Noch im März trafen sich die Menschen in der Straße zum Auflockern der Erde, im April bepflanzten sie gemeinschaftlich an einem Tag zwei große Beete sowie zwei kleine Baumscheiben mit über 120 Stauden, darunter Patagonisches Eisenkraut, Echinacea, Blaue Wald-Aster, Grasnelke „Düsseldorfer Stolz“ oder Herbst-Anemone. Alle haben seither auch schon in voller Pracht auf den Beeten geblüht. Die positiven Reaktionen anderer Bewohner:innen waren überwältigend, so dass sich rasch eine zweite Gruppe in der Straße zusammenfand und sich um weitere Flächen kümmerte.
Bevor die Pflanzen eingesetzt wurden, mussten die Anwohner:innen zunächst die Flächen auflockern. Diese waren über die Jahre sehr verdichtet.
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Wer so eine Kraftanstrengung gemeinsam leistet lernt sich auch besser kennen.
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Ehrenamtliche vom Düsseldorfer Verein Platzgrün / Pro Düsseldorf unterstützten die Anwohner mit ihrem Know-How.
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Das Arrangement der Stauden wurde vom Verein Platzgrün vorgeschlagen. Dieser hatte zuvor einen Pflanzplan erstellt, der eine bunte Mischung aus Früh- und Spätblühern beinhaltete und die Standortbedingungen berücksichtigte.
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Beim Einpflanzen der Stauden helfen viele mit und haben viel Spaß.
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Eine Anwohnerin beim Pflegen der jungen Beete.
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Stauden, Hochbeete, Wildbienenhotels und ein Straßenfest
Mittlerweile sind vier große Baumscheiben und zwei kleinere mit mehrjährigen Stauden bepflanzt – insgesamt über 50 m² Fläche gesteigerte Lebensqualität für die Menschen dort. Im ersten Frühling nach der Aktion blühten bereits die Blumen aus 1000 gesetzten Zwiebeln, die Stauden sind zu stattlichen Pflanzen herangewachsen und zwei Hochbeete sind dazu gekommen. Seither beobachten die Anwohner:innen unzählige neue Nachbarn: Bienen, Hummeln und andere Insekten haben in den Grünflächen Einzug gehalten und ernähren sich an den Blüten. Ein Wildbienenfreund hat vor kurzem drei Wildbienenhotels an den Flächen aufgestellt.
Für die Menschen in der Straße hat die Aktion viele Vorteile gebracht. Nicht nur Passanten bleiben an den Beeten stehen und bewundern die Pracht mitten in der Stadt. Auch der Zusammenhalt zwischen den Nachbarn hat gewonnen, sowie vor allem die Lebensqualität in der Straße. Das zeigte auch das Straßenfest, das die Nachbarschaft diesen Sommer erstmalig veranstaltete.
Die Anwohnerinnen überlegen zusammen was sie in das Hochbeet pflanzen wollen.
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In den Hochbeeten wachsen mittlerweile verschiedene Kräuter und Gemüsesorten.
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Ein Bienenfreund hat den Anwohnern ein Wildbienenhotel geschenkt und es im Sonnenbeet angebracht.
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Der Sonnenhut zieht die Blicke der Nachbarschaft auf sich und wertet die Straße optisch auf.
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Die Hummeln freuen sich über das vielfältige Nahrungsangebot in der bepflanzten Straße.
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