Planungsschritte für die Begrünung einer Fassade
Bei der Planung einer Fassadenbegrünung sind eine Reihe von Aspekten zu berücksichtigen, die man vorab bedenken sollte. Die folgenden Punkte beziehen sich auf bodengebundene Fassadenbegrünungen durch sogenannte Selbstklimmer (Pflanzen, die sich selbst am Untergrund festhaften, zum Beispiel Efeu oder Kletterhortensien) und Gerüstkletterpflanzen (zum Beispiel Kletterrosen oder Clematis). Wandgebundene Begrünungen kommen aufgrund des recht hohen technischen Aufwandes für Privatpersonen kaum in Betracht und sollten immer durch eine Fachfirma geplant und ausgeführt werden.
1. Kletterstrategie der Pflanze
Man unterscheidet zwischen Selbstklimmern, die ohne weitere Hilfsmittel durch Haftscheiben oder Haftwurzeln an den Wänden Halt finden, und Kletterpflanzen, die zwingend ein Gerüst benötigen, an dem sie empor klettern können (Ranker, Schlinger und Spreizklimmer).
2. Wind
Durch Winde können starke Kräfte auf die Kletterpflanzen an der Fassade eines Hauses einwirken. Dies trifft insbesondere für exponierte Lagen zu, etwa auf der Wetterseite oder wenn durch die umgebende Bebauung ein Windkanal entsteht. Daher sollte man auf die richtige Oberflächenbeschaffenheit für Selbstklimmer achten. Sturm kann zum Abriss größerer Teile der Pflanzen führen. Für Gerüstkletterpflanzen sollte man ein gut verankertes und stabiles Klettergerüst anbringen. Ein regelmäßiger Pflegeschnitt zur Reduzierung der Windangriffsfläche ist ebenfalls zu empfehlen.
3. Beschaffenheit der Fassade
Der bauliche Zustand entscheidet darüber, ob eine Begrünung durch Selbstklimmer möglich ist. So müssen das Mauerwerk und die Mauerfugen unbeschädigt sein und keine Risse oder Spalten aufweisen. Glatte Oberflächen, zum Beispiel aus Metall-Elementen oder poliertem Naturstein sind ungeeignet, da sie den Pflanzen keinen ausreichenden Halt bieten. Bei verputzten Fassaden sollte der Putz fest sein. Wärmegedämmte Fassaden sind nicht für eine Begrünung mit Selbstklimmern geeignet. Eine Begrünung durch Gerüstkletterpflanzen mit geeigneter Verankerung ist jedoch problemlos möglich. Sie sollte thermisch getrennt sein. Das heißt, die Verankerung muss so beschaffen sein, dass keine Wärmebrücke entsteht. Auch bei Gerüstkletterpflanzen sollte man den baulichen Zustand der Fassade auf Stabilität überprüfen, ehe man ein Klettergerüst anbringt.
4. Standorteigenschaften
Bei der Wahl der Pflanzen sind die Eigenschaften des Standortes entscheidend. So ist die Intensität und Dauer der Sonneneinstrahlung (Sonne, Halbschatten, Schatten) ein wichtiger Faktor, der die Auswahl bestimmt. Darüber hinaus sind die Ansprüche der Pflanzen an die Bodenbeschaffenheit von Bedeutung, wenn man eine gelungene Begrünung erzielen möchte.
5. Wuchshöhe
Unabhängig davon, ob es sich um Selbstklimmer oder um Gerüstkletterpflanzen handelt: Maßgeblicher Faktor für die Auswahl der geeigneten Pflanze für die jeweilige Fassadenbegrünung ist die maximale Wuchshöhe. Diese unterscheidet sich je nach Art erheblich. Vermeiden Sie daher, starkwüchsige Pflanzen an kleine Wandflächen zu pflanzen oder umgekehrt, schwachwüchsige Pflanzen für eine große Wandfläche zu planen.
Formen der bodengebundenen Fassadenbegrünung
Für die bodengebundene Fassadenbegrünung unterscheidet man mehrere Kategorien von Pflanzen mit unterschiedlichen Eigenschaften.
Im Folgenden finden Sie jeweils die wichtigsten Merkmale und Eigenschaften der Pflanzen erläutert. Sie soll Ihnen als Entscheidungshilfe für die Auswahl der geeigneten Form der Fassadenbegrünung sowie der geeigneten Pflanzen dienen. Ausschlaggebend ist letztendlich, wie Sie Ihre Fassade gestalten wollen und dazu die Wuchsform der Pflanze, also Höhe, Breite, Blüte, Blattform und Farbe, einsetzen möchten.
Selbstklimmer
Am Gängigsten für die Fassadenbegrünung sind Selbstklimmer, die sich in Haftwurzelkletterer und Haftscheibenranker unterteilen.
Haftwurzelkletterer bilden auf der lichtabgewandten Seite der Triebe kleine, unverzweigte Haftwurzeln aus, die direkt auf der Unterlage aufliegen. Die feinen Wurzelhaare spreizen sich in feinste Poren oder Unebenheiten der Unterlage.
z. B. Efeu / Trompetenblume / Kletterhortensie
Haftscheibenranker bilden kugelförmige Rankspitzen aus. Bei Kontakt mit einer Oberfläche scheiden sie ein Haftsekret aus, Gewebewucherungen verankern sich in feinsten Unebenheiten der Oberfläche.
z. B. Wilder Wein
Gerüstkletterpflanzen
Die Kategorie der Gerüstkletterpflanzen wird nochmals in drei weitere Unterkategorien unterteilt: Schlinger / Winder, Ranker (Spross-, Blattstiel) und Spreiz-Klimmer.
All diese Kletterpflanzen benötigen ein Gerüst als Kletterhilfe. Dies können zum Beispiel für Winder vertikal gespannte Edelstahl-Seile sein oder gespannte Metallnetze und Gitterelemente aus Verbundwerkstoffen für Ranker. Spreizklimmer bevorzugen Rankhilfen mit horizontaler Ausrichtung. Neben Metallseilen und -rohren eignen sich oftmals auch Holzlatten. Zu beachten ist auch der auf die jeweilige Pflanzenart abgestimmte Abstand zur Fassade und die Weite der Gitterelemente.
Foto: Robert Marktl - adobe.stock.com
Foto: BuGG e.V. - Dr. Gunter Mann
Schlinger / Winder besitzen keine Kletterorgane. Das bedeutet, der einzelne Spross hält sich durch ein Umwinden einer senkrechten Stütze fest.
z. B. Geißblatt / Blauregen / Knöterich
Sprossranker formen die Enden von Seitensprossen zu Ranken um.
z. B. Weinrebe
Blattstielranker funktionieren Blattstiele zu Ranken um.
z. B. Clematis
Spreiz-Klimmer haben weder Ranken noch eine windende Wuchsform. Sie spreizen ihre sehr stabilen Triebe in die Kletterhilfe ein.
z. B. Kletterrosen / Winterjasmin
Foto: douvelos / Pixabay
Pflege & Wartung
Grundsätzlich ist die Pflege der Fassadenbegrünung überschaubar. Ein Pflegeschnitt ein bis zweimal pro Jahr ist sinnvoll, den man entweder selbst vornehmen oder ein Fachunternehmen ausführen lassen kann. Wichtig dabei ist vor allem, die Fenster und den Dachbereich freizuhalten. Auch sollte die Begrünung nicht in Lüftungsschlitze, Fallrohre oder Fensterläden hineinwachsen. Und der Bewuchs sollte nicht zu dick werden, damit Wind keine zu große Angriffsfläche bekommt. Bei Sturm oder durch Tiere können Pflanzenteile abknicken und absterben, ebenso bei älteren Pflanzen. Diese Teile sehen meist nicht gut aus, und man sollte sie entfernen. Weiterhin ist es ratsam, die Erde im Bereich der Pflanzfläche aufzulockern und ggf. Langzeitdünger aufzubringen. In den Sommermonaten während längerer Hitzeperioden ist außerdem eine Versorgung der Pflanze mit Wasser wichtig.
Gut zu wissen: Hohe Pflanzen, die 1-2 Meter pro Jahr wachsen, wie Efeu, Wilder Wein oder Schlingknöterich, erfordern unter Umständen einen höheren Pflegeaufwand. Wenn eine Fachfirma jedes Jahr mit Hilfe eines Hubsteigers die Pflegearbeiten durchführen muss, können durchaus Kosten anfallen. Auch die Bewässerung könnte gerade in warmen, trockenen Sommern arbeitsintensiv sein.
Wassermanagement
Die Verfügbarkeit von Wasser ist das entscheidende Kriterium für viel Grün am Haus. Es ist ratsam, für die Bewässerung kein Trinkwasser zu verwenden, sondern wenn möglich Regenwasser. Dieses kann man beispielsweise in unterirdischen Zisternen (handelsübliche Modelle 2.000 - 8.000 Liter) auffangen.
Die Bewässerung sollte immer am Bedarf orientiert und zielgerichtet sein. Das geht zum Beispiel bequem mit einer Tröpfchenbewässerung. Die Steuerung kann manuell oder automatisch erfolgen.
Rechtliches
Laut Landesbauordnung NRW sind Fassadenbegrünungen zulässig, und es ist keine Genehmigung erforderlich. In Ausnahmefällen kann eine Baugenehmingung allerdings erforderlich werden. Unter anderem dann, wenn es sich um Baudenkmäler handelt oder bei der wandgebundenen Fassadenbegrünung von Hochhäusern ab einer Höhe von 22 Metern (nicht relevant für das klassische Einfamilienhaus). Grundsätzlich gilt, dass alle bauplanungs- und bauordnungsrechtlichen Vorschriften sowie sonstige öffentlich-rechtlichen Vorschriften (Standsicherheit der Konstruktion; Einhaltung von Abstandsflächen; Verkehrssicherheit) einzuhalten sind.
Förderung
Mittlerweile existieren auf unterschiedlichen Ebenen eine ganze Reihe von Maßnahmen, die umweltgerechtes und energieeffizientes Bauen finanziell fördern. So bieten inzwischen zahlreiche Kommunen und Kreise in NRW lokale Förderprogramme für die Fassadenbegrünung an. Ebenso sind auf Landes- und Bundesebene Fördermittel für die Fassadenbegrünung verfügbar. Hier geht es zu weiteren Informationen zu einer möglichen Förderung.
Foto: Verbraucherzentrale NRW